Stricken und häkeln – Nur OMAs liebstes Handwerk?

von 10. Februar 2012

Guckt man in sein eigenes Sockenfach, findet man eigentlich immer ein paar bunte selbstgestrickte Socken, die Oma oder Mama mit Mühe gemacht haben um sie uns dann für den Winter oder zu Weihnachten zu schenken. Für Manche einfach nur versuchter Totschlag des guten Geschmacks, für andere der beste Kontrahent gegen die kalte Jahreszeit. Was ich festgestellt habe: Es gibt keine Socken in meinem Besitz, die besser warmhalten als Selbstgestrickte. Ist es da nicht wunderbar, dass sich Omas liebster Zeitvertreib, Stück für Stück, auch zum neuesten Trend mausert? Die Jugend hat dieses Handwerk mittlerweile auch für sich entdeckt. Es passiert immer häufiger, dass Stricknadeln und bunte Wollknäule über die Ladentheke in junge Hände wandern. Die Socken überlassen wir hierbei aber lieber noch unseren Großmüttern und widmen uns vorzugsweise den kreativen und bunten Mützen. Ob gehäkelt oder gestrickt; bunt, gestreift, gepunktet; Beanie oder Stirnband; mit oder ohne Bommel. Heute sucht und kauft man seine Kopfbedeckung immer seltener im Laden, sondern gestaltet sie ganz einfach selbst. Und es macht natürlich unheimlich stolz, zu sagen, dass das Trendstück auf dem Kopf in den eigenen Händen entstanden ist. Reine Frauensache ist die Handarbeit dabei schon lange nicht mehr. Man muss sich nur ein Beispiel an zwei jungen Männern nehmen, die sich ihr eigenes Geschäft erhäkelt haben und ihre Kopfbedeckungen mittlerweile online in der ganze Welt vertreiben. Thomas Jaenisch und Felix Rohland aus Oberfranken sind die Geschäftsführer des Unternehmens myBoschi. Unter http://www.myboshi.net kann man sich seine ganz persönliche Boschi-Mütze je nach Style individuell konfigurieren und von den Jungs persönlich häkeln lassen. So war es zumindest mal, bevor die Nachfrage so groß wurde, dass sie natürlich nicht mehr für alle Boschis selbst die Nadel in die Hand nehmen können. Und so haben die beiden motivierte Mitarbeiterinnen eingestellt, die wiederum dem klassischen Klischeealter entsprechen. Solche Geschäftsideen sind mittlerweile längst kein Einzelfall mehr und haben ihre Intentionen auch noch in ganz andere Richtungen erweitert. Viele junge Leute sind derzeit in verschiedenen Städten im Zuge der Mission „Urban Knitting“ unterwegs. Das heißt, sie gestalten mit bunten und natürlich selbstgemachten Strick langweilige Besitztümer der Stadt um: Laternenpfähle, Mülleimer oder simple Eisenstangen die als Halterungen oder Griffe dienen. Als Erfinderin des „Urban Knitting“ ist die Texanerin Magda bekannt. Sie begann 2005 mit ein paar Freundinnen, unfertige Strickereien über Parkuhren, Straßenschilder und Wegpfosten zu stülpen. Damit wollte sie dem Großstadtgrau ein paar Farbtupfer verleihen – sozusagen gegen die Betonwelt anhäkeln. Auf diese Weise wurden schon viele Stadtbilder (teilweise auch in Leipzig und Halle zu sehen) aufgehübscht. Auch die Weihnachtsgeschenke fielen im Jahr 2011 schon ziemlich wollig aus, denn eine Mütze in den Lieblingsfarben oder ein kuscheliger Schal kommt einfach wunderbar an. Kaum vorstellbar, wie sehr sich eine Oma freuen kann, wenn die Enkelin einmal etwas selbst Gestricktes schenkt, und nicht andersrum. Hat man die Masche erst einmal raus, macht es sehr viel Spaß zuzuschauen, wie unter den eigenen Fingern ein tolles Accessoire entsteht.