Offenes Singen

von 16. Oktober 2012

Das gemeinsame Singen hat in der Schulstadt August Hermann Franckes seit über 300 Jahren Tradition. Wenn jeweils mittwochs und samstags zu den öffentlichen Singestunden bei Johann Anastasius Freylinghausen (1670-1739) die Musik aus über 2000 Kehlen im Bet- und Singesaal des Waisenhauses erklang, zitterten die Fensterscheiben, berichten die Zeitgenossen. Freylinghausen, der spätere zweite Direktor der Franckeschen Stiftungen, hatte bereits 1704 mit dem „Geist=reichen Gesang=buch“ eine Liedsammlung herausgegeben, die die modernen Impulse der Musik der Zeit für das evangelische Kirchenlied fruchtbar machte. Bewegte Melodien, rhythmische Beschwingtheit und lebendiger Gesang hoben sich auffällig von den bisherigen Liedschöpfungen ab. Sie machten die neuen Lieder für den Hausgebrauch populär und entfalteten ihre Wirkung auch auf die Kirchenmusik Johann Sebastian Bachs (1685-1750) oder Georg Friedrich Händels (1685-1759).