Auch Wasserretter kritisieren Bäder-Privatisierung

von 18. Februar 2010

Die städtischen Freibäder und Schwimmhallen sollen privatisiert werden. Darüber entscheidet nächste Woche der Stadtrat. Und die Kritik daran wird immer lauter. Jetzt fordert der DRK-Ortsverein Wasserrettungsdienst Halle e.V., die Voraussetzungen für das Training und die Ausbildung von Lebensrettern sowie für die Kinder- und Jugendarbeit zu erhalten. „Blinder Privatisierungsaktionismus, der dem Geld alles unterordnet, gefährdet Leben und Gesundheit der Hallenserinnen und Hallenser“, kritisiert der Vorsitzende, Dr. Sven Thomas, den gegenwärtigen Stand der Diskussion.

Nach Angaben der Wasserretter verlieren jedes Jahr in Deutschland etwa 500 Menschen bei Badeunfällen ihr Leben. Über 20% der Grundschüler hätten nicht einmal das „Seepferdchen“ und 45 % könnten nicht sicher schwimmen. Dies seien alarmierende und unbestreitbare Zahlen. „Jeder tödliche Badeunfall ist einer zu viel“, so Dr. Thomas. „Es sind unsere Rettungsschwimmer, die diese Verantwortung übernehmen. Es sind unsere Rettungstaucher, die die traurige Aufgabe haben, Verunglückte zu suchen und zu bergen. Wir werden nicht schweigen, wenn die Stadtverwaltung eine Privatisierung auf Biegen und Brechen durchzusetzen versucht “.

Im Privatisierungsvertrag seien die Interessen der Vereine hintenan gestellt, bemängeln die Retter. Dadurch sehen die Lebensretter ihre künftigen Möglichkeiten für Training und Ausbildung massiv eingeschränkt. „Die Stadt verwandelt ihren Haushaltsnotstand in einen Haushaltsnotstand der Vereine“, so der Vorsitzende weiter. „Dies ist umso bitterer, da eine drastische Erhöhung des Mitgliederbeitrags dazu führen wird, dass sich etliche unserer ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden eine Mitgliedschaft bei der Wasserwacht schlicht aus finanziellen Gründen nicht mehr leisten können und damit als Rettungsschwimmer und Sanitäter nicht mehr zur Verfügung stehen.“

Im Hinblick auf die Kinder- und Jugendarbeit begebe sich die Stadtverwaltung zudem in eklatanten Widerspruch zu ihrem Ziel einer familienfreundlichen Stadt, wenn sie Kindern und Jugendlichen von niedrigen Einkommen den Zugang zur Vereinsarbeit erschwere. „Man kann nicht auf der einen Seite Ehrenamt fordern und den Kindern Zukunft versprechen und sie ihnen auf der anderen Seite verbauen“, so Dr. Thomas.

Dabei stehe die Wasserwacht Halle einer Übertragung von Schwimmhallen und Bädern an die Stadtwerke durchaus aufgeschlossen gegenüber. Aber: „Bäder privatisiert man nicht im Stile eines Überfallkommandos. Die Schwimmvereine haben ein gemeinsames Verhandlungsangebot vorgelegt, sie haben ihre Bereitschaft erklärt, am künftigen Nutzungskonzept mitzuarbeiten. Halle ist eine Stadt des Schwimmsports, die man weltweit wahrnimmt. Ist es denn wirklich zu viel verlangt, denen, die all dies mit erreicht haben, ein Mitspracherecht einzuräumen?“, fragt Thomas.