Halle ist unberechenbar

von 21. September 2016

Es ging um Millionensummen. Doch um die Rechnung nicht noch komplexer zu machen und mögliche ethische Grenzen nicht zu überschreiten, bleibt diese Betrachtung außen vor, zumal es dazu Zahlenbeispiele aus dem Organhandel gibt.

Vorab: Die Kirchen haben – als einzige – nicht reagiert auf die Anfrage. Daher hat Hallelife selbst recherchiert und ist auf ein kleines Beispiel in Halle-Büschdorf gestoßen. Dort verkauft die Siewert Projektentwicklung GmbH im Auftrag der Evangelischen Kirchengemeinde Büschdorf unweit des Hufeneisensees Grundstücke im Erbbaurecht. Größe: 455 bis 1034 Quadratmeter. Preis: Erbbauzins 2,10 Euro pro Quadratmeter im Jahr (siehe Foto).

Stadt verwaltet mehr als eine Millionen Quadratmeter Nutzfläche

Zur Faktenlage aus den Daten der Stadtverwaltung Halle: Das Stadtgebiet erstreckt sich auf 135 Quadratkilometer. 37 Prozent davon gehörten der Stadt. Von diesen rund 50 Quadratkilometern waren 0,64 Quadratkilometer bebaut und 48, 15 Quadratkilometer unbebaut. Laut immowelt.de lag der durchschnittliche Grundstückspreis im August 2016 in Halle (Saale) bei 120 Euro pro Quadratmeter. In Halle standen zu der Zeit 33.280 Gebäude, davon 29.906 Wohngebäude (der Rest sind Nichtwohngebäude). 833 Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von 1.063.600 Quadratmeter waren städtisch. Hinzu kam der Gebäudebestand der Stadtwerke, der Wohnungsgenossenschaften, der TOO GmbH (Kulturbetrieb) und der Stiftungen (Paul-Riebeck-Stiftung zum Beispiel).

Wie viel waren Gebäude und Grundstücke wert? „Die Stadt hat laut Eröffnungsbilanz, ein Gesamtvermögen für Grundstücke und Gebäude in Höhe von 648.433.210 Euro“, teilte die Stadt gegenüber Hallelife mit. Demnach waren die Grundstücke zusammen auf 375.212.286 Euro (rund 375 Millionen Euro) taxiert, die Gebäude auf 273.220.924 Euro (rund 273 Millionen Euro). Wie viel städtisches Eigentum wurde seit 1990 veräußert?, wollte Hallelife außerdem wissen. „Die Stadt führt dazu keine Statistiken. Es wurden seit 1990 zirka 4000 Grundstückskaufverträge, teilweise mit

mehreren Flur- beziehungsweise Grundstücken, geschlossen.“ Prominente Beispiele dieser Verkäufe sind das Solbad Wittekind und das Gut Gimritz (gingen beide an die Firma Schuh), die Schorre (Firma Vleugels), die Grundstücke für das Händelhaus-Karree und den Kaufhof-Neubau (beide Frankonia) sowie das Areal am Universitätsplatz für den Bau des Juridicums (Land Sachsen-Anhalt).

Größte Landesimmobilien sind Klinikgebäude

Aus Magdeburg antwortete für das Land Sachsen-Anhalt Rotraud Schulze vom Finanzministerium: „In der Stadt Halle/Saale befinden sich insgesamt 265 landeseigene Liegenschaften.“ Darauf befinden sich 654 Gebäude. Das größte landeseigene Grundstück ist in Halle-Ammendorf zu finden und hat eine Gesamtfläche von 249.800 Quadratmeter, die vom Landesforstbetrieb verwaltet und bewirtschaftet werden. Insgesamt besitzt das Land in der Saalestadt etwas mehr als 3,1 Quadratkilometer. Auf die Frage nach dem Gesamtwert aller Liegenschaften erklärte Schulze: „Da nicht für alle Liegenschaften ein Wertgutachten vorliegt, können dazu keine verlässlichen Angaben gemacht werden.“ Die drei größten Objekte des Landes in Halle sind zwei Gebäude auf dem Gelände des Universitätsklinikums mit zirka 21.000 und 18.000 Quadratmeter Nettogeschossfläche und ein Gebäude auf dem Gelände Fliederwegkaserne 21 mit zirka 15.000 Quadratmeter Nettogeschossfläche.

Für die IHK stellte sich die Aufgabe als insgesamt zu kompliziert und aufwändig dar. Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) vertritt in der Stadt Halle (Saale) rund 10.000 Mitgliedsunternehmen. Zu diesen Mitgliedern kommen in Halle knapp 2000 Handwerksbetriebe und schätzungsweise 1000 andere. „Nach dieser Rechnung vertritt die IHK rund 77 Prozent der Firmen in der Stadt“, so die IHK. Aufstellungen zu den Unternehmenswerten lägen der Kammer nicht vor. „Einige große Unternehmen wie die Stadtwerke oder die KSB AG veröffentlichen Bilanzen, aus denen das Anlagevermögen und die Erträge hervorgehen. Allerdings müsste ein ‚Unternehmenswert‘ daraus nach betriebswirtschaftlich gängigen Verfahren (Ertrags- und Substanzwert) erst berechnet werden.“ Der Konzern Stadtwerke Halle hatten 2015 eine Bilanzsumme von rund 1,27 Milliarden Euro.

Wie viele Halle an der Saale insgesamt wert ist, wahrscheinlich Milliarden, ist am Ende unberechenbar.