OB-Wahl: Senius stellt sich erstmals vor

von 20. Dezember 2011

Vor anderthalb Wochen überraschte die SPD mit ihrer Ankündigung, den Chef der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt / Thüringen, Kay Senius, als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl in Halle (Saale) aufzustellen. “Wir haben für eine Überraschung gesorgt und das Interesse geweckt”, erklärte die SPD-Stadtvorsitzende Katja Pähle am Dienstag.

“Sehr gefreut” habe er sich, sagte Senius beim ersten öffentlichen Termin als Kandidat. In den kommenden Wochen werde er sich in den Ortsvereinen der Sozialdemokraten vorstellen. Die Vollversammlung der Partei soll im Frühjahr den 55jährigen offiziell nominieren.

Senius, der in Weiden in der Oberpfalz geboren ist, hat bereits zwischen 1991 und 2003 in Halle gelebt. “Hier habe ich meine Frau kennen gelernt, meine Tochter ist hier geboren”, sagte er. Zwischendurch folgten Positionen bei der Bundesarbeitsagentur in Jena, Suhl und Nürnberg, bevor 2009 der Wechsel nach Halle kam. Die Entscheidung für diese Regionaldirektion habe er bewusst gefällt. Die Hallenser könnten stolz sein auf ihre Stadt. “Halle ist eine attraktive Stadt und hat ein gutes Potential, das es nach vor zu bringen gilt”, so Senius. “Der Herausforderung als Oberbürgermeister stelle ich mich gern.”

Es gelte die Stärken der Stadt auszubauen, Halle bekannter zu machen, meint Senius. Halle sei ein Magnet im südlichen Sachsen-Anhalt. Sei Ziel sei es, Halle beispielsweise entgegen des demografischen Trends zu entwickeln und Möglichkeiten zu schaffen, dass Studenten nach ihrem Studium auch hier bleiben können. Vor allem in der Familiengründungsphase will er junge Leute an die Stadt binden. Gelingen könne das, in dem man die Besonderheiten der Stadt herausstelle. So gebe es familienfreundliche Arbeitsplätze, die Stadt verfüge über 15.000 Kinderbetreuungsplätze. “Andere Regionen würden uns darum beneiden.” Doch auch das attraktive Kunst- und Kulturangebot sowie die gute wissenschaftliche Basis seien ein Standortvorteil.

Von der Pieke auf gelernt hat Senius die Arbeitsverwaltung, hat sich hier hochgearbeitet. Seine Erfahrung in der Verwaltung will er auch als Oberbürgermeister einbringen, sagte er. Schließlich sei der Posten des OB auch mit 80 Prozent Verwaltungstätigkeit behaftet, erklärte die SPD-Stadtvorsitzende Pähle. Doch er wolle sich auch die Blick von Außen, den Blick eines Bürgers, auf die Stadtverwaltung bewahren. Die Arbeitsagentur habe in den vergangenen Jahren eine umfassende Strukturreform hinter ich gebracht. Diese Erfahrungen wolle er mit einbringen.

Klar ist aber: die Stadt Halle hat ein finanzielles Problem. Sparen nach dem Rasenmäherprinzip sei für ihn keine Lösung, sagte Senius. Stattdessen müsse man einzelne Akzente setzen. Er begrüßte die PPP-Projekte, mit denen Halle gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft Schulen und Kitas saniert hat.

Doch als Oberbürgermeister wird Senius auf die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat angewiesen sein. Klare Mehrheitsverhältnisse gibt es hier nicht, und so werde man oft um mehrheitsfähige Lösungen ringen müssen. Allerdings dürfe man nicht alles im Konsensbrei untermengen, so Senius.

Wie er neue Jobs schaffen und weitere Firmen ansiedeln will, dazu ließ Senius noch konkrete Aussagen vermissen. Er sprach von Entbürokratisierung. Halle habe zudem Potential durch gut qualifizierte Fachkräfte. Wichtig sei es aber auch, die vorhandenen Jobs mit den richtigen Leuten zu besetzen. Laut Senius gehe es weniger um die Anzahl, als mehr um die Qualität der Jobs.

Am Rande gab Senius noch einen kleinen Einblick in seine Familiengeschichte. Er sei das jüngste von drei Kindern. Als Alleinerziehende habe seine Mutter von Sozialhilfe gelebt. “Ich wollte damals immer in die Fabrik, arbeiten und Geld verdienen”, so Senius. Doch der Mitarbeiter im Arbeitsamt habe ihn zur Berufsberatung geschickt. “Er hat mir eine Chance gegeben.” Und dies sei auch seine politische Vision. “Gib Menschen eine Chance, damit sie sich verwirklichen können.”

Senius ist seit Oktober 2010 Mitglied der halleschen SPD. Bereits in jungen Jahren sei er Mitglied bei den Sozialdemokraten gewesen, wegen des Nato-Doppelbeschlusses aber ausgetreten.