Steintor-Baustelle: „Alle Prognosen haben sich nicht erfüllt“

von 20. Juni 2015

Halle ist auf dem Weg raus aus der Kategorie schrumpfende Städte, erklärte Stäglin. Seit einigen Jahren ist die Einwohnerzahl stabil. „Alle Prognosen haben sich, gottlob, nicht erfüllt“, bezog er sich auf die einstige Aussage des Statistischen Landesamtes, wonach Halles Bevölkerung weiter deutlich abnehmen würde. Der Trend ist gestoppt und die Stadt will zusätzlich gegensteuern. Auch mit einer attraktiven Infrastruktur. Gebäude erhalten und reaktivieren, statt abreißen und schottern für einen Parkplatz, gab Stäglin die neue Parole aus. Partner an der Baustelle sind der Stadtrat, die Havag, der Bund über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, kofinanziert durch das Land Sachsen-Anhalt, die Universität Halle mit dem Steintor-Campus und das Steintor Varieté. Der Stadtplaner begrüßte dazu Steintor-Varieté-Chef Rudenz Schramm und die Bundes- und Landespolitiker Karamba Diaby (SPD), Thomas Keindorf (CDU) sowie Thomas Felke (SPD) und bezeichnete die Kombination verschiedener Maßnahmen am Steintor eine „Impulssetzung“. „Ich freue mich auf eine bessere Aufenthaltsqualität.“

Krause ging auf das Stadtbahnprogramm ein und den Bau separater Gleiskörper. Das Programm wird durch den Bund maßgeblich gefördert. Die Resultate des Stadtbahn-Projekts sind unter anderem in der Delitzscher Straße sichtbar. Der letzte schwierige Knoten ist in Arbeit. Auch die kompletten unterirdischen Versorgungsanlagen für Wasser, Abwasser und Energie. Aus der Ludwig-Wucherer-Straße wird der ganze Verkehr herausgenommen. Der gesamte Platz vor dem Steintor wird verkehrsfrei. Zwei Haltestellen sind geplant, die durch eine Sichtachse miteinander verbunden sind.

Schwarz versprach den Abschluss aller Bauarbeiten für April 2017. Die Ecke Magdeburger Straße/Steinstraße/Ludwig-Wucherer-Straße, also der erster Abschnitt, ist fast geschafft. „Es soll ein Platz des Flanierens werden.“ Auch, wenn 700 Straßenbahnen und mehr als 33.000 Fahrzeuge am Tag den Platz passieren.

Zum Verkehrsunfallgeschehen befragte Hallelife am Rande der Veranstaltung Thoralf Bade, Geschäftsführer der örtlichen Verkehrsunfallkommission: Von 2011 bis 2014, also innerhalb von vier Jahren, wurden am Steintor-Knoten 300 Unfälle mit 60 Leichtverletzten und neun Schwerverletzten gezählt. Obwohl vernünftige Querungsmöglichkeiten für Fußgänger fehlen, waren sie in der Zeit am Verkehrsunfallgeschehen kaum beteiligt. Es kam vor allem zu Vorfahrts- und Abbiegeunfällen. Die Knoten Steintor/Ludwig-Wuchererstraße (Linksabbieger in abbiegende Hauptstraße) und Steintor/Berliner Straße (Überquerung der Kreuzung über zwei Richtungsfahrbahnen und mehrere Straßenbahngleise) sind am Platz die beiden „Unfallhäufungsstellen“. „Die Hälfte der Unfälle passierten in dem Bereich“, so Bade. Zum Steintor-Umbau sagt er: „Dass das jetzt kommt, ist eine absolute Aufwertung.“ Der Platz mit den meisten Unfällen in Halle sei aber nach wie vor der Riebeckplatz, auch wenn heute 150 bis 180 Unfälle im Jahr registriert würden gegenüber mehr als 500 Unfällen vor dem Umbau.

Zum Familienfest war Bob der Baumeister vom Kinderkanal da, eine Parkeisenbahn drehte ihre Runden, Kinder schippten fleißig Sand auf der Kinderbaustelle und tobten auf einer Betonmischer-Hüpfburg. Die Stadtwerke hatten etliche Informationsmaterialien ausgelegt und stellten eine Rohrkamera sowie Muster gestalteter Straßenbahngleise vor.