Thalia Theater: Zukunft wackelt weiter

von 24. November 2010

So sicher wie zunächst geglaubt ist die Zukunft des Thalia Theaters doch nicht. Das ließ Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados im Rahmen der Stadtratssitzung unter anderem auf Nachfrage der Stadträte Hendrik Lange (Linke) und Dietmar Weihrich (Grüne) durchblicken. So könnte die Thalia-Rettung noch am Engagement des Landes scheitern.

Die Stadtverwaltung erhofft sich momentan eine Fördermittelzusage des Landes bis 2016. Solange soll der Haustarifvertrag mit den Bühnenbeschäftigten – die auf einen Teil ihres Gehalts verzichten – gelten. “Wenn das Land keine Zusage gibt, haben wir keine Grundlage, einen Haustarifvertrag abzuschließen”, so OB Szabados. Wie Hendrik Lange gegenüber HalleForum.de sagte, könne das Land diese lange Zusage gar nicht geben, vor allem mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl.

Im Rahmen der Stadtratssitzung haben sich die Räte zudem mit zwei Anträgen von Bündnis 90/Die Grünen und MitBürger/Neues Forum beschäftigt. Beide Anträge werden nun im Kultur- und Finanzausschuss behandelt.

Die Grünen wollten die Aufsichtsratsbeschluss zur Thalia-Schließung rückgängig machen lassen. Bei solch weit reichenden Entscheidungen reiche ein Beschluss des Aufsichtsrates nicht aus, sondern müsse der Stadtrat beteiligt werden, argumentierte Dietmar Weihrich. Mit der Entscheidung zugunsten des Haustarifvertrages sei die Theaterschließung nicht aufgehoben, sondern nur ausgesetzt worden. Oberbürgermeisterin Szabados wies darauf hin, dass die Räte durchaus Einflussmöglichkeiten hatten. Diese hätten zum Beispiel den Wirtschaftplan verabschiedet. Da habe die Problematik schon im Juli dringestanden. Der Aufsichtsratsbeschluss könne nur aufgehoben werden, wenn das Land bei der derzeitigen Förderhöhe bleibe. Außerdem wäre eine wie jetzt von den Grünen geforderte Gesellschafterweisung rechtswidrig. Deshalb werde sie bei einem Beschluss Widerspruch einlegen, erklärte die Oberbürgermeisterin. Bernhard Bönisch (CDU) nannte den Antrag der Grünen ein “Luftschloss” und “vorschnell”. Detlef Wend (SPD) bemängelte, dass sich die Grünen als Kulturretter aufspielen würden. Erledigt habe sich der Antrag, meinte Linke-Stadtrat Bodo Meerheim. Gertrud Ewert (SPD) reagierte auf Kritik, wonach Stadträte keine Einflussmöglichkeiten hätten. Die Bildung eines Aufsichtsrates mit allen daraus resultierenden Konsequenzen sei schon beim Beschluss zur Gründung der gemeinsamen Theater, Oper und Orchester GmbH Halle klar gewesen. Ohnehin sei im Aufsichtsratsbeschluss ja nicht benannt, dass auch die Sparte Kinder- und Jugendtheater geschlossen werden, so CDU-Rat Werner Misch.

Eine deutliche Spur weiter ging der Antrag der Mitbürger. Diese wollten prüfen lassen, ob und wie eine Herauslösung des Thalia Theaters aus dem Mehrspartenhaus und eine selbstständige Weiterführung möglich sind. “Wir wollen Alternativen aufzeigen, die über die jetzige Struktur hinaus gehen”, so Tom Wolter. Detlef Wend nannte den Antrag “fast verantwortungslos und rückwärtsgewandt”. Ulrike Wünscher (CDU) wies daraufhin, dass im Thalia21-Konzept nur von “jungem Schauspiel”, aber nicht von Kinder- und Jugendtheater die Rede sei. Da bestehe die Gefahr der Bildung von Doppelstrukturen. Zudem sei die GmbH gegründet worden, um eine bessere Effizienz durch eine engere Zusammenarbeit der Bühnen zu erreichen. Oberbürgermeisterin Szabados merkte zudem an, dass der Gesellschaftervertrag zunächst geändert werden müsste, bevor das Thalia ausgegliedert werden kann.

Im Rahmen der Stadtratssitzung hatte sich der entlassene Thalia-Schauspieler Axel Gärtner zur Wort gemeldet. Er bedauere sein Auftreten bei der letzten Stadtratssitzung und die dort gemachten Vorwürfe an Stadtverwaltung und Kultur-GmbH zutiefst und entschuldigte sich. “Ich nehme die Beleidigungen zurück. “ Gärtner hatte unter anderem GmbH-Chef Rolf Stiska der Lüge bezichtigt.