Lange Nacht der kurzen Filme

von 21. November 2010

Die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt lädt am 24. November wieder zu einer langen Filmnacht ins Studio Halle im Waisenhausring ein. Wie bereits im vergangenen Jahr werden vor allem jene Filmproduktionen gezeigt, die mit Unterstützung des von der Kunststiftung initiierten Kurzfilmprogramms „wage-mutig“ entstanden sind. Los geht es um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Viele der in den vergangenen Jahren geförderten Filme beziehen nicht zuletzt auch zu gesellschaftspolitischen Themen mutig Stellung. Im Rahmen des Kurzfilmprogramms „wage-mutig“ wurden und werden Produktionen von Spiel-, Animations- und Dokumentarfilmen sowie experimentelle Formen des dokumentarischen und fiktionalen Films unterstützt. Die Kunststiftung fördert im Rahmen dieses Programms nicht nur Drehbuchentwicklungen und Produktion, sondern auch die Teilnahme an Festivals. Einige der von der Stiftung geförderten Filme – wie zum Beispiel der preisgekrönte Film „Cholita Libre: Wer nicht kämpft hat schon verloren“ der Magdeburger Filmemacherin Jana Richter – haben auf diese Weise ihren Weg zu internationalen Festivals und dadurch ein Publikum in vielen Ländern gefunden.

Neon Aura – ein Spielfilm von Sascha Quednau
Der Film basiert auf der Kurzgeschichte „Good Old Neon“ von D. F. Wallace. Ein junger Mann, „auf der Überholspur des Lebens“, bezichtigt sich vor seinem Analytiker, ein Heuchler zu sein und konfrontiert diesen mit der Frage, ob und wie ein Leben ohne Lüge in der gegenwärtigen Leistungsgesellschaft möglich ist.

Swampy – Ein Musikvideo von Simon Riedl und Tomasz Banisch
Simon Riedl und Tomasz Banisch haben einen Kurzfilm zur Musik von Arsen1Computerklub gedreht. Die Idee dieses Musikvideos besteht nicht nur darin, Musik mit Bildern zu unterlegen: Ein Musiker geht in ein öffentliches Schwimmbad. Schnell wird klar, dass er nicht zu einer der Gruppen von Badenden gehört. Vom Zehnmeterturm setzt er zum Sprung an und taucht nicht nur in das Wasser, sondern in seine eigene Welt der Wahrnehmung ein.

Konzert für Klavier und Wassereimer – Ein Dokumentarfilm von Barbara Etz
Der Dokumentarfilm erzählt von Kindern und Jugendlichen mit ausgeprägten musikalischen Begabungen. Die jüngsten Schülerinnen und Schüler der Komponistenklasse Sachsen-Anhalts sind sieben Jahre alt. Gemeinsam ist allen der besondere Zugang zur Musik: die Entdeckung der Welt mittels Tönen und Klängen. Um aber diese Empfindungen auszudrücken, brauchen die jungen Komponisten außer Inspiration und Begabung auch Technik und Handwerkszeug. Schüler der Komponistenklasse – allesamt Kinder und Jugendliche mit Träumen und Hoffnungen, mit Ängsten und Zweifeln – werden bei dieser Arbeit und in ihrem Alltag begleitet. „Konzert für Klavier und Wassereimer“ ist ein Film über den Mut sich auszuprobieren.

Niemandsmenschen – Material einer Recherchereise nach Tirana von Daniel Krüger
Der Film erzählt die Geschichte des Uiguren Abu Bakr. Die Uiguren sind ein unterdrücktes Turkvolk im Osten Chinas. Im Jahr 2000 macht sich Abu Bakr auf, in der Türkei Arbeit und ein besseres Leben zu suchen. Doch es kommt anders. 2001 ist er zur falschen Zeit am falschen Ort und wird auf seinem Weg in Pakistan verhaftet und den Amerikanern als Terrorist übergeben. Schließlich landet er in Guantánamo auf Kuba. Nach Jahren erklären die USA Abu Bakr offiziell für unschuldig und suchen ein Land, das ihn aufnehmen könnte. Nur ein einziges Land erklärt sich dazu bereit: Albanien. Seit 2006 lebt Abu Bakr nun in Tirana. Inzwischen ist er Pizzabäcker und bemüht sich, albanischer Staatsbürger zu werden. Daniel Krüger hat für den geplanten abendfüllenden Dokumentarfilm ein Drehbuchstipendium der Kunststiftung erhalten.

PERFORMANCE – ein Experimentalfilm von Nancy Jahns
Das Sujet des Films ist der kurze Auftritt eines papiernen Hutes. Ein Ding, das leicht und wertlos, zugleich aber auch empfindlich scheint und das durch Beleuchtung und Bewegung lebendig zu sein scheint. Der Hut führt seinen einsamen Tanz auf – mit blendendem Ausgang.

Smáfuglar – Zwei Vögel – Ein Film von Rúnar Rúnarsson
Der Preis der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, welcher anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Kurzfilmfestivals „Shortmoves“ in Halle verliehen wurde, ging an das isländische Drama „Smáfuglar" des Regisseurs Rúnar Rúnarsson. Damit hatte die Jury die 1000 Euro Preisgeld offensichtlich ganz im Sinne des Publikums vergeben, denn der Publikumspreis ging ebenfalls an diese Produktion. „Smáfuglar“ ist mit insgesamt 50 Preisen der am häufigsten ausgezeichnete Kurzfilm der Welt. Der Regisseur Rúnar Rúnarsson wurde 1977 Reykjavik geboren und studierte Regie an der Danske Filmskole, der Nationalen Filmschule von Dänemark in Kopenhagen. Für „Síðasti bærinn (The Last Farm)“ war er 2006 in der Kategorie Bester Kurzfilm für einen Oscar nominiert.