Mit Niethosen kein Einlass

von 17. März 2010

Am Mittwochabend wurde im Beatlesmuseum in Halle (Saale) ist Ausstellung “All you need is beat” eröffnet. Die Schau zeigt auf 20 Großtafeln die Beatbewegung der DDR. Eine schwierige Geschichte, wie Andreas Schulz von der Konrad-Adenauer-Stiftung, die die Ausstellung initiiert hat, zu berichten wusste.

Anlass für die Gestaltung der Infotafeln war der 40. Jahrestag der Beat-Demo von Leipzig. Per Flugblatt hatten drei Jungs zu einer Demo gegen das Verbot von Beatbands aufgerufen. Das brachte den Staatsapparat in Fahrt. In Schulen wurden die Schüler gewarnt, sich an der Aktion zu beteiligen. Andernfalls würden sie von der Schule fliegen, könnten ihre Berufswünsche vergessen. Doch am 31.10.1965 versammelten sich rund 2500 Menschen in der Messestadt. Darunter waren 700 so genannte Beatnicker. Beim Rest handelte es sich um so genannte ”gesellschaftliche Kräfte”, die die Demo unterbinden sollten. Mit einem Wasserwerfer wurde schließlich eingegriffen. 267 Jugendliche wurden schließlich festgesetzt und kamen bis zu drei Wochen ins Arbeitslager – in einem Tagebau bei Leipzig mussten sie schufften, Gleise verlegen.

Doch was hatte eigentlich die Jugendliche auf den Plan gerufen? Es war ein ZK-Beschluss. Alle Musikgruppen wurden zu einem Vorspielen vorgeladen. Nur wer die staatliche Erlaubnis bekam, durfte noch bei Musikveranstaltungen auftreten. Ein Großteil der Leipziger Bands hingegen wurde verboten. Während der Ausstellungseröffnung berichtete auch ein Zeitzeuge. Er hatte in dieser wilden Zeit gleich mehrere Bands gegründet. Bis auf eine – sie ging wegen der Armeezeit auseinander – wurden alle verboten. Begründung oft: sie hätten verbotene Lieder gespielt. An einem Auftrittsverbot war sogar die westdeutsche Jugendzeitschrift Bravo dran schuld. Die hatte einen Redakteur in den Osten losgeschickt. Und der schrieb einen Artikel über die Beathochburg der DDR …

Die Ausstellung im Beatles-Museum ist noch bis 23. Mai geöffnet. Gezeigt werden auf den Infotafeln neben Fotos auch Zeitungsartikel und Programme von Tanzveranstaltungen der damaligen Zeit, zu denen man mit Nietenhosen (Jeans) keinen Zutritt bekam. Doch auch Einsatzprotokolle, Anweisungen an die Volkspolizisten und Stasi-Akten sind zu sehen. Ein Schreiben richtet sich auch an die HO-Verkaufseinrichtungen. Diese sollten darauf reagieren, das etliche Jugendliche den “demoralisierenden Lebensauffassungen der kapitalistischen Gesellschaftsform” nachgingen. Deshalb sollte umgehend der Verkauf von Produkten, die das fördern, eingestellt werden. “Dazu gehören auch solche Artikel, die die Beatles und ihre äußere Erscheinung popularisieren, z.B. Perücken, Aufdruck und Kleidung”, ist da zu lesen. Haarschneideaktionen gegen die Elvis-Tolle oder Verhaftungen wegen 'Rowdytum'
gehören dabei auch zu den Themen. Zu sehen sind zudem alle BEATLES-Alben, die die DDR-Plattenfirma Amiga veröffentlichte.