Bischöfe zum Osterfest

von 7. April 2012

Den Wert verlässlicher Feier- und Ruhetage für jeden Einzelnen und die Gesellschaft hat der [b]Magdeburger Bischof Gerhard Feige[/b] hervorgehoben. Wie er in seinem Wort zum Osterfest schreibt, ist eine Gesellschaft dann gesund und leistungsstark, „wenn sie verlässliche Arbeitszeiten und verlässliche Ruhe- und Feiertage garantieren kann“. Solche Zeiten stabilisieren nach Meinung des Bischofs die Gesellschaft, entkrampfen das Leben und fördern Gemeinschaft. Gegenüber der Hektik des Alltags ermöglichen sie Zeiten der individuellen und der gemeinschaftlichen Muße und Besinnung und schaffen berechenbare Möglichkeiten, Beziehungen besser zu pflegen. Die Sonn- und Feiertage sind laut Feige Ausdruck des kulturellen Gedächtnisses und der geistigen Wurzeln einer Gesellschaft. Mit Verweis auf den Künstler Friedensreich Hundertwasser schreibt der Bischof: Wer aber seine kulturellen Wurzeln vernichte, der könne nicht wachsen. Christliche Feiertage sollten darum nicht ökonomischen Interessen oder relativistischen Bestrebungen geopfert werden. Vielmehr gelte es, aus ihnen zu leben und sie für nachfolgende Generationen zu sichern.”An jedem Sonntag gedenken Christen der Auferstehung Jesu von Nazareth, einmal im Jahr aber zu Ostern – dem Fest aller Feste – in besonderer Weise. Schon seit langem genießen solche und andere christlich motivierten Tage bei uns staatliche Anerkennung und öffentlichen Schutz. In jüngster Zeit gibt es jedoch auch immer wieder Versuche, dies zu untergraben. Warum könnte es nach wie vor sinnvoll sein, den Sonn- und Feiertagsschutz nicht leichtfertig ökonomischen Interessen oder relativistischen Bestrebungen zu opfern? Zum einen sind Sonn- und Feiertage Ausdruck des kulturellen Gedächtnisses und der geistigen Wurzeln unserer Gesellschaft. „Wer“ aber – so ein Ausspruch von Friedensreich Hundertwasser – „seine kulturellen Wurzeln vernichtet, kann nicht wachsen.“ Statt sich von ihnen zu trennen, gilt es vielmehr, aus ihnen zu leben und sie sogar für nachfolgende Generationen zu sichern. Zum anderen entkrampfen Sonn- und Feiertage unser Leben, sie fördern Gemeinschaft und stabilisieren die Gesellschaft. Gegenüber der Hektik des Alltags ermöglichen sie Zeiten der individuellen und gemeinschaftlichen Muße und Besinnung. Eine gesellschaftliche Ruhephase hat eine andere Qualität als ein persönlicher Urlaubstag inmitten pulsierenden Arbeitslebens. Außerdem schaffen gemeinsame Freizeiten die berechenbare Möglichkeit, familiäre oder freundschaftliche Beziehungen besser zu pflegen als an anderen Tagen. Letztendlich nutzt dies unserer Gesellschaft mehr als eine permanente Unruhe, in der alle zu jeder Zeit individuell ihre materiellen Bedürfnisse befriedigen können. Eine Gesellschaft ist dann gesund und leistungsstark, wenn sie verlässliche Arbeitszeiten und verlässliche Ruhe- und Feiertage garantieren kann. Es gibt Bundesländer, die dies beispielhaft belegen. Und schließlich geht Sonn- und Feiertagseinkauf immer zu Lasten anderer und beeinträchtigt deren Lebensqualität. Mindestens bei diesem Argument haben die Kirchen auch die Gewerkschaften an ihrer Seite. Angesichts dessen, dass gelegentlich ein abrupter oder schleichender Wertewandel und eine Ökonomisierung aller Lebensbereiche beklagt wird, sehen sich die Kirchen in ihrem Engagement für den Sonn- und Feiertagsschutz nicht in der Rolle eines Lobbyisten für die eigene Sache, sondern vielmehr in ihrer Verantwortung für jeden einzelnen Menschen und die ganze Gesellschaft. In diesem Sinn wünschen Christen an Ostern auch allen anderen erholsame Feiertage, viel Freude am Leben und eine große Zuversicht.”  [b] Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), äußert sich zum Osterfest:[/b] “Wenn wir am Ostermorgen in unseren Kirchen den Altar neu schmücken, dann helfen uns diese Zeichen, Ostern zu verstehen: Das Licht der Kerzen erinnert uns an das Licht des ersten Schöpfungstages. Mit Christus erneuert Gott seine Schöpfung. Er ist der erste, den er aus dem Tod zu unvergänglichem Leben auferweckt. Auch für uns hat Christus die Nacht des Todes überwunden. Er ist das Licht der Welt. Die Blumen zeigen uns, wie schön Gott die Welt geschaffen hat und wie vielfältig. Völlig ohne Nutzen hat er die Welt so vielfältig geschaffen, rein zu seiner und unserer Freude! In der Bibel, die wir auf den Altar legen, finden wir die vielen Geschichten, die uns von Gottes Willen und Kraft für das Leben erzählen, für ein Leben in Gerechtigkeit und Frieden. Mit dem Brot und Wein, die wir auf den Altar stellen, sind wir hineingenommen in den Weg, den Jesus Christus durch den Tod gegangen ist. In Brot und Wein haben wir Anteil an seinem Tod und an seiner Auferstehung. So ist er mitten unter uns – und ruft uns zur Gemeinschaft derer, die keinem Tod mehr Recht geben, die Leben in Fülle für alle vor Augen haben. Mit einem so geschmückten Altar feiern wir Ostern. Jeder Sonntag nach Ostern ist eine Erinnerung an dieses Fest. Jede Woche beginnt mit diesem Festtag über das neue Leben. Das gibt uns Kraft, uns für Leben und Gerechtigkeit einzusetzen und gegen Aussichtslosigkeit und Ungerechtigkeit. So denke ich an diesem Osterfest besonders daran, dass über ein Fünftel der Kinder in unserer Region in Armut leben. Werden sie gleiche Chancen haben, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und sich an ihrem Leben zu freuen? Oder findet die Mehrheitsgesellschaft sich einfach damit ab, dass so viele so wenige Chancen haben? Ostern möge uns Kraft geben für ein Bündnis gegen Kinderarmut! Und ich denke an diesem Osterfest besonders an die über 1200 Menschen, die allein im vergangenen Jahr zum Teil vor den Augen von Fischern, Hubschrauber- oder Schiffsbesatzungen auf ihrer Flucht im Mittelmeer im Stich gelassen wurden. Die Grenze Europas gleicht einer Festung, uneinnehmbar für Menschen in Not. Zugleich holen wir für unser Wohl-Leben und unseren Hunger Güter aus diesen Ländern, das ist eine Ursache für die Armut dort. Werden sich die Menschen in Europa gegen solche Todeszonen um sie herum endlich entschieden einsetzen? Ostern möge uns die Kraft geben, zu einem Lebenswandel, der auch in anderen Regionen der Welt ein auskömmliches Leben eröffnet! Ich wünsche allen Menschen in Mitteldeutschland ein frohes Osterfest, das in den Alltag ausstrahlen wird!”