Diskussion um Thalia-Schließung

von 11. Oktober 2010

Die Entscheidung des Aufsichtsrates der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle zur geplanten Schließung des Thalia Theaters sorgte am Freitag und auch am Wochenende für Diskussionen und auch Entsetzen.

Thalia-Intendantin Annegret Hahn schreibt in einer Erklärung von längeren Bedenken. Man sei von dem Beitritt zum Mehrspartenhaus, den der Stadtrat beschlossen hatte, nicht überzeugt gewesen. „Wir ahnten, dass wir mit unserer flachen Struktur in der zentralistischen Führung der GmbH Dauerstress auslösen“, so Hahn. Rund 25 Inszenierungen hätten im Thalia Theater „in jeder Spielzeit das kritische Licht der Öffentlichkeit“ erblickt. „Nicht vergessen werden darf die kontinuierliche Zusammenarbeit mit benachteiligten Jugendlichen und Randgruppen aus unserer Region. Diesen jungen Menschen eine Chance zu geben, die normaler Weise, den Weg zu uns gar nicht finden, ist eine nicht zu unterschätzende Leistung des Thalia Theaters“, schreibt Hahn in ihrer Erklärung. Weiter heißt es: „Selbstverständlich eckt man damit auch an, sorgt für Konfliktstoff und galt auch immer mal wieder als Nestbeschmutzer. In der Vergangenheit sind wir mit unterschiedlichen Institutionen, Verbänden und Gruppierungen dazu im Gespräch geblieben. Fazit nach noch nicht zweijähriger Zugehörigkeit in der Theater, Oper und Orchester GmbH ist, dass diese Arbeit nicht gebraucht wird und unsere Angebote austauschbar sind. Die Investition in die Zukunft der heranwachsenden Kinder und Jugendlichen, die vom Thalia Theater geleistet wurde und die wir bereit sind weiterhin zu leisten, wird ohne Debatte zugunsten eines schnellen temporären Sparerfolgs liquidiert.“

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Bernhard Bönisch sagte, man müsse den Realitäten ins Auge blicken. Die bisherige Strukturdiskussion sei nicht konsequent genug geführt worden. Das sei aber angesichts der finanziellen Situation der Stadt dringend nötig, zumal absehbar sei, dass sich das Land nicht stärker engagieren werde. Bönisch verwies zudem auf sinkende Besucherzahlen bei Halles Bühnen. Eine Besserung sei wohl angesichts sinkender Einwohnerzahlen nicht in Sicht.

„Bereits jetzt über die Schließung zu Reden halte ich für verfrüht“, so Grünen-Stadtrat Dietmar Weihrich. Zunächst müssten alle Alternativen auf den Tisch. Kritik übte Weihrich daran, dass der Aufsichtsrat diesen Beschluss gefasst hat. „Das ist nicht Aufgabe des Aufsichtsrates, sondern originäre Aufgabe des Stadtrates“, findet Weihrich. „Es ärgert uns, dass wir da Außen vor gelassen wurden.“ Die Grünen sind nicht im Aufsichtsrat des Mehrspartenhauses vertreten.

Gespannt sein darf man auch, wie Stadtverwaltung und die Theater, Oper und Orchester GmbH reagieren. Denn eine Mitwirkung des Rates dürfte mit GmbH-Gründung ausschließlich auf im Aufsichtsrat beteiligte Stadträte übergegangen sein. Bereits im Rahmen der Beschlussfassung für die TOO GmbH hatten einige Räte eine Konzentration der Angebote ins Feld geführt und dabei schon damals vor allem das Thalia Theater zur Disposition gestellt.

Beim Logo dürfte mit Schließung unterdessen einer der Striche entfernt werden – stehen sie doch für die fünf Sparten der GmbH.