8. Impronale improvisiert Beatlesgeschichte

von 22. November 2010

Von einem kalten Start an kalten Tagen kann nicht die Rede sein, wenn am 2. Dezember die französische Theatergruppe Inédit Théâtre die 8. Impronale – das Improvisationstheaterfestival in Halle an der Saale eröffnen wird. Bis 5. Dezember spielen sich auf Einladung des Improtheaters Kaltstart sieben Gruppen aus Frankreich, Slowenien, Belgien und Deutschland in den zweiten Advent. Spielorte sind das Puppentheater, RIFF und erstmalig das Beatles Museum. Samstagnacht wird traditionell der Publikumspreis "Improkal" für die beliebteste Improvisation vergeben. Sonntagmorgen enden die gefragten Workshops mit einer öffentlichen Werkschau.

Was macht das Improvisationstheater (kurz Improtheater) so reizvoll, so anders?
Katja Blüher: Der Reiz des Moments ist eine schöne und spannende Herausforderung. Man weiß nicht was für eine Geschichte auf einen zukommt – wie ein weißes Blatt Papier, auf das nach und nach von allen Beteiligten ein Bild gezeichnet wird.
Franka Söll: Dieser Moment, in dem ich spüre, dass wir alle gemeinsam an einer Idee dran sind und uns dies in eine Art kollektiven Taumel versetzt, der ist es, der mich fasziniert.

Wie kam es zur Festivalidee?
Franka Söll: Wir haben selbst mehrfach Festivals in Berlin, Würzburg, Köln besucht. Vor acht Jahren war Improtheater hierzulande kaum bekannt. Mit dem Festival wollten wir zum einen diese Theaterform etwas mehr in unserer Region etablieren. Zum anderen wollten wir gern Gäste zu uns holen, damit wir den Leuten hier zeigen können: seht her, so vielfältig und experimentell kann Improtheater, kann die Region sein.

Die Besetzung wird immer internationaler. Das spricht für die Veranstalter. Oder gibt es nur zu wenig Festivals?
Katja Blüher: Es gibt nicht zu wenig Festivals, aber in unserer Ausführung nur eins. Wir sind klein, überschaubar, gemütlich, sehr aufmerksam und professionell.
Franka Söll: Die Marke unseres Festivals ist die Suche nach neuen Formaten des Improtheaters. Wir haben dieses Anliegen international ausgeschrieben. In diesem Jahr gab es elf Bewerbungen, vier waren aus dem Europäischen Raum. Die Kriterien der Nominierung waren für alle gleich und uns haben von den elf auch drei europäische Gruppen überzeugt.

Was treibt Sie seit acht Jahren, die Mühen eines Festivals auf sich zu nehmen?
Katja Blüher: Ich finde es wunderbar einmal im Jahr auf einen Auszug der Improszene zu treffen und zu erleben wie dankbar die Gäste dann nach Hause fahren. Wir nehmen Einfluss auf die Entwicklungen dieser Kunstform und das ist ein gutes Gefühl.

Ist Halle eine Stadt, die gern und gut improvisiert?
Franka Söll: Die Improszene in Sachsen-Anhalt ist sehr überschaubar. Wir haben in Halle kein festes Stammpublikum. Und keinen festen Spielort, können deshalb nicht regelmäßig auftreten. Diesbezüglich improvisieren wir sehr, leider. Ob Halle eine Stadt ist, die gut und gern improvisiert, wage ich nicht einzuschätzen. Manchmal denke ich, für etwas mehr Offenheit, Kreativität und scheinbar unmögliche Gedanken der Bürger nimmt man sich hier und anderswo zu wenig Raum.
Katja Blüher: Ein mutiges, improvisationsfreudiges Kinder- und Jugendtheater schließen zu wollen, spricht nicht unbedingt für eine offene, kulturvolle Stadt.

Das Festival vergibt den Publikumspreis. Was mögen die Hallenser am Improtheater?
Katja Blüher: Sie lieben es von Anfang an dabei zu sein, wenn die Geschichten entstehen; Sie mögen das öffentliche Scheitern und das „Weiterkämpfen“ um die nächste Szene. Auch das Mitbestimmen fasziniert. Mal spielen wir eine völlig offene Improshow, mal einen Mix aus kurzen und langen Geschichten, mal thematisch, mal eine einzige Improgeschichte. Das spricht verschiedene Publikumskreise an. Es gibt auch die Zweifler, die man nur einmal sieht und denen das sehr suspekt ist, was wir da tun.

Was passiert am 3.Dezember um 19.30 Uhr im Beatles Museum?
Franka Söll: Da erlebt man die Verbindung von Improvisationstheater und der Geschichte der Beatles, es ist eine Premiere mit dem Berliner „Theater ohne Probe“. Ein Beatleskenner, der Leiter des Beatles-Museums trifft auf Berliner Improspieler, Fakten treffen auf Improvisation. Das verspricht ein unberechenbarer Geschichtsabend zu werden.

Es wird nicht nur gespielt, sondern auch gelernt. Wie sind die Workshops nachgefragt?
Franka Söll: Wir haben hochkarätige Referenten u.a. aus Schweden und Belgien. Die Nachfrage ist groß, zum Teil mit Wartelisten. Schnellstens ausgebucht war der Workshop „Ingmar Bergmann oder die Frage von Mann und Frau“. Es geht um Mann-Frau– Beziehungen in Improszenen, ausgehend von der Filmsprache Bergmanns. Man darf gespannt sein auf die öffentliche Werkschau der Ergebnisse am Sonntag von 10-13 Uhr im Puppentheater.

Gibt es eine Situation im wirklichen Leben, in der Ihnen das Training im Improvisieren geholfen hat?
Katja Blüher: Wenn ich mit meinem Kind spiele. Eigentlich mein tägliches Training.