Moritzburg erhält Bachmann-Spätwerke

von 18. Februar 2011

Gisela Bachmann, die Witwe des Malers Hermann Bachmann, hat der Stiftung Moritzburg in Halle (Saale) 22 Gemälde aus den letzten Lebensjahrzehnten des Künstlers als Treuhandstiftung übereignet. Damit ist Hermann Bachmann, der 1922 in Halle geboren wurde und 1995 in Karlsruhe starb, nun auch mit wichtigen Positionen seines Spätwerks in der Sammlung des Kunstmuseums des Landes Sachsen-Anhalt vertreten. Eine Auswahl aus der Hermann und Gisela Bachmann-Stiftung ist vom 20. Februar bis 20. März 2011 in der Ausstellungshalle im Nordflügel der Moritzburg zu sehen.

Hermann Bachmann entwickelte die Grundthemen seiner Malerei nach dem Krieg in Halle, wo er sich als freischaffender Maler niederließ. Im Kreis einer vitalen Kunstszene, der auch Herbert Kitzel, Willi Sitte und Otto Möhwald angehörten, wurde er zur tragenden Hauptperson. Die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Positionen von Malern wie Beckmann und Hofer oder Picasso und Cezanne bestimmte seine Anfänge und führte ihn schnell in den Konflikt mit der offiziellen Kunstdoktrin der DDR. Die Präsentation seines Gemäldes „Mohn vor der Reife“ in der Moritzburg brachte ihm in der kulturpolitisch aufgeheizten Zeit heftige Formalismus-Vorwürfe ein, die ihn schließlich 1953 dazu bewogen, Halle zu verlassen und nach West-Berlin zu gehen. Getragen von der Wertschätzung des Galeristen Rudolf Springer und des Malers Karl Hofer erhielt er 1961 an der Berliner Hochschule für Bildende Künste eine Professur, die er bis 1987 innehatte. Abseits von Zeitstil und Markt schuf er dort ein Werk von starker künstlerischer Kraft und malerischer Substanz.

Nach der Wende gehörte Bachmanns Malerei in Halle zu den großen Entdeckungen. 1992 bildete sich ein Verein, in dem unter anderen Helmut Brade, Ludwig Ehrler, Otto Möhwald und Christoph Reichenbach mitwirkten, der unter Führung des Kunstwissenschaftlers Jürgen Scharfe in den Ausstellungshallen auf der Peißnitz eine große Retrospektive ausrichtete. Nach Bachmanns Tod im Januar 1995 zeigte die Moritzburg eine Ausstellung seiner letzten Bilder, 2002 waren unter dem Titel „Innenwelt und Außenwelt“ Arbeiten auf Papier zu sehen und 2004 wurden frühe wie späte Arbeiten Bachmanns zusammen mit Werken seiner halleschen Malerfreunde in der Ausstellung „Im Spannungsfeld der Moderne“ gezeigt. Wichtige Werke wie der „Nachtsitzer“ (1) von 1978, die erste Variante des Themas, konnten 1997 zusammen mit 10 dazugehörigen Ölzeichnungen für das Museum angekauft werden. Im Bestand der Stiftung Moritzburg befinden sich außerdem einige frühe Arbeiten, darunter das Gemälde „Mohn vor der Reife“, das 1952 nach seiner Beschlagnahme in der Moritzburg verblieb und 1994 für die Sammlung des Museums vom Künstler erworben wurde. Es ist derzeit in der Dauerausstellung Moderne Zwei zu sehen.

Mit der Treuhandstiftung Hermann und Gisela Bachmann sind aus dem Spätwerk eine Reihe bedeutender großformatiger Gemälde ins Museum gekommen, die die existentielle Dimension der Malerei Bachmanns eindrucksvoll aufzeigen. Neben Totentanzbildern, Kreuzmännern und Schädelstätten stehen die in graue Schwerelosigkeit aufgelösten, fast abstrakten Raumformulierungen und skripturalen Bilder mit stark farbigen Wortzeichen. Mit diesen Werken ist es möglich, von Halle aus dauerhaft an das Schaffen Hermann Bachmanns zu erinnern und das Wissen um seine künstlerische Gesamtleistung auch bei den nachfolgenden Generationen wach zu halten.

Die Präsentation der Werke der Hermann und Gisela Bachmann Stiftung endet am Sonntag, 20. März 2011, mit einer Finissage.