Händelhaus zeigt neue Händel-Büste

von 12. Oktober 2011

Die Stiftung Händel-Haus in Halle (Saale) hat jetzt eine historische Gipsbüste aus englischem Privatbesitz erworben. Diese wurde, nach fachlicher Expertise, Mitte des 18. Jahrhunderts in der Cheere-Werkstatt, nach einer Vorlage des französischen Künstlers, Louis-François Roubiliac, angefertigt und zeigt den Komponisten in den 1730er Jahren in London. Das 55,9 cm x 38,1 cm große Original wird bis zum Jahresende zu vier Konzerten der Reihe „Musik im Händel-Haus“ im historischen Ambiente des Kammermusiksaals ausgestellt.

An einem Freitag im September war es endlich soweit. Zwei Mitarbeiter der Werkstatt strömten mit einer Kamera bewaffnet in die Glashalle des Händel-Hauses. Sorgfältig öffnete dort der Direktor, Clemens Birnbaum, ein Holzpaket, das einen Meter mal einen Meter groß ist, und einen historischen, gut erhaltenen, Händel birgt. Erst am Donnerstag zuvor wurde in England der Versand der Büste vorbereitet. Kurze Reise, lange Geschichte.

Die Ikonografie um die Händel-Büsten ist ein großes Streitthema. Glücklicherweise sind durchaus Entstehungszeit und Bildhauer dieser Plastik bekannt. Nach zweifacher Fachexpertise steht fest, dass die Gipsbüste aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt und in der Londoner Werkstatt des Bildhauers John Cheere (1709 – 1787) oder in der seines älteren Bruders, Henry Cheere (1703 – 1781), nach einem Original von Louis-François Roubiliac, gegossen wurde. Der französische Künstler Roubiliac (1695 – 1762) schuf mit großer Wahrscheinlichkeit dieses sehr realistisch wirkende Porträt Georg Friedrich Händels. Mit symbolträchtigen Verzierungen fertigte er zahlreiche authentische Abbilder des Komponisten. Zur Überlieferung der Herkunft ist eine sogenannte Totenmaske oder auch Lebensmaske von Roubiliac im Besitz der Grimsthorpe and Drummend Castel Trustees von großer Bedeutung. Die Gegenüberstellung dieser mit dem Kopf der Büste zeigt zahlreiche Gemeinsamkeiten in vielen physiognomischen Details, nur dass der dargestellte Händel der Büste jünger erscheint. Im Gesichtsbereich entspricht die neu angekaufte Büste den Roubiliac-Versionen von Händel, bis auf das fehlende Muttermal auf der linken Wange.

Es wird angenommen, dass Roubiliac in Cheeres Werkstatt, nach seiner Ankunft in England im Jahre 1731 und noch bevor er um 1736 ein eigenes Unternehmen gründete, gearbeitet hat. Cheeres Atelier war mit Abstand die produktivste Blei- und Gipswerkstatt in London in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Sockel der Händel-Büste entspricht den anderen bekannten Cheere-Büsten, wie bei dem Werk „Man at Hyde Park Corner“.

Zweifellos hat die Stiftung Händel-Haus ein wertvolles Original für ihre Sammlung erworben, das einen Händel in den 1730er Jahren in London repräsentiert und ein Zeugnis der frühen Händel-Rezeption in England ist.