Hallenser am Pranger

von 10. September 2009

(ens) Normalerweise malt Steffen Rumpf. Doch am Mittwoch hat er auf dem Marktplatz ein außergewöhnliches, neues Kunstprojekt gestartet: seine Prangerzeit. Auf der Wiese neben dem Händeldenkmal hat Rumpf einen Pranger aufgebaut, übrigens mit der Straßenbahn dorthin transportiert. Das Ziel: die Hallenser sollen sich selbst anprangern.

Andreas Hornbogen kritisierte an sich selbst zum Beispiel, dass er nur wenig Zeit für seine Familie habe, sich nicht ausreichend um sie kümmern könne. Eine Viertelstunde blieb er festgeprangert. Eigentlich zu kurz, fand er anschließend. Eine halbe Stunde wäre ideal. Dann nämlich könnte man mehr Gespräche führen. Ein Wahlkämpfer der Piratenpartei nämlich hatte sich vor den Angeprangerten auf die Wiese gesetzt und mit ihm unterhalten.

Ganz so hat es sich Künstler Steffen Rumpf auch gedacht. Der Pranger soll Zeit zur Besinnung geben. Zu Hause auf dem Sofa sitzen ist sicher angenehmer, als kniend, die Arme und den Kopf durch drei öffnen gesteckt im Pranger festzuhängen. “Doch die Wahrheit ist eben nicht bequem”, befand Andreas, der es ausprobierte.

Andere Hallenser waren da eher skeptisch. Zwei Frauen mittleren Alters liefen mit verächtlichen Blicken am Pranger vorbei. “So ne Scherze. Die soll lieber de Straße fegn”, befand eine der beiden im halleschen Dialekt.

Übrigens: das nächste Projekt von Steffen Rumpf ist schon in Planung, wahrscheinlich in zweieinhalb Wochen. Auch wieder auf der Marktwiese. Dann geht es um das Thema: "Bezahlen Sie mit Zeit statt mit Geld."