Mörderische Macht

von 24. August 2010

Mit der Premiere von Verdis Macbeth meldete sich die Oper Halle am Freitag Abend erfolgreich aus der Sommerpause zurück. Bis 2013 will man passend zum 200. Geburtstag Verdis vermehrt Werke des Komponisten zur Aufführung bringen. Nach Don Carlo und Falstaff folgt nun Macbeth in der Inszenierung von Axel Köhler.

Verdi lehnt sich eng an Shakespeare an. Auch bei ihm stehen Macbeth und seine Frau im Vordergrund. Beide gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen, um Macbeth zum König zu machen. Als dies tatsächlich eintritt, ist Macbeth von seiner Macht völlig besessen. Hingegen seine Frau empfindet große Schuldgefühle, an denen sie sogar stirbt.

Die wundervolle Musik Verdis wird bei der halleschen Inszenierung vom musikalischen Leiter Karl-Heinz Steffens, der Staatskapelle Halle und dem erweiterten Chor der Oper Halle bestens umgesetzt. Steffens scheint so in der Welt Verdis verschwunden zu sein, dass er seine Musiker und das Publikum ebenfalls in diese Welt entführt.

Unter den SängerInnen besonders hervor tut sich Romelia Lichtenstein in der Rolle der Lady Macbeth. Ihre Arien singt sie mit einem kaum zu übertrumpfenden Ausdruck. Auch ohne italienische Sprachkenntnisse war es ein leichtes zu erkennen in welchem Gefühlsstatus sich Lady Macbeth gerade bewegt. Von einem Vers zum anderen verändert sich Gestik, Mimik und Stimme der Sängerin von Gier zu Zufriedenheit, von Reue zu Wahnsinn.

Sie wird von Verdi zunächst als sehr machtbesessen, selbstbewusst und eiskalt charakterisiert. Später dann bereut sie ihre Taten und erscheint als schuldbewusste, reuevolle Irre auf der Bühne. Dass Lichtenstein brillierte bestätigte das Publikum mit Applaus nach fast jeder Szene, an der sie beteiligt war.

Auch Karsten Mewes alias Macbeth glänzt in seiner Rolle. Besonders in der zweiten Hälfte der Inszenierung zieht er die ZuschauerInnen mit seinen selbstbewussten und mächtigen Auftritten in den Bann.

Der Hof der Moritzburg integriert sich dabei perfekt in das Bühnenbild. Der bestehende Baum wurde einfach von Bühne umbaut und spielt einen Baum. Die Burgfassade bildet die Kulisse, vor der eine schwarze Bühne aufgebaut ist, die durch eine Rampe und einen ausgeschnitten Teil für das Orchester dominiert wurde. Die wenigen benötigten Requisiten werden bei Bedarf einfach auf die Bühne getragen.

Zuletzt seien noch die Maske und die Kostüme von Andrea Eisensee gelobt. Im individuell gestalteten Gewand betreten zu jeder Zeit alle SängerInnen die Bühne. In grauen Hexengewändern mit entsprechend einzeln erstellten Masken für Gesicht und Hände tänzelt der Hexenchor um Macbeth herum. Mit futuristischen Frisuren feiert die Hofgesellschaft ihren neuen König. Mit einer riesigen Haarkrone auf dem Kopf stolziert Lady Macbeth im Rampenlicht.

Eine sehr gelungene Aufführung, die leider nur noch drei Mal im Hof der Moritzburg gespielt wird, anschließend dann in der Oper Halle.