Sakrales im Kunstverein Talstraße

von 11. Dezember 2011

Normalerweise sind sie in Kirchen zu sehen, werden bei hohen Feiertagen herausgeholt. Doch seit Samstag beschäftigt sich auch eine neue Ausstellung im Kunstverein Talstraße in Halle (Saale) mit den sakralen Gegenständen. Unter dem Titel “Dem Glauben dienend – sakrales Gerät in der Moderne” werden unter anderem Taufsteindeckel, Kelche und Hostienschalen gezeigt, die in der DDR entstanden sind.

Denn auch hier, vor allem im Umkreis der halleschen Kunsthochschule „Burg Giebichenstein“ – wurden ästhetisch eindrucksvolle und gestalterisch beispielgebende sakrale Geräte geschaffen. Viele der gezeigten Gegenstände sind auch heute noch im Einsatz und wurden von verschiedenen Kirchgemeinden für die Ausstellung ausgeliehen.

So sehen Besucher unter anderem eine Taufkanne und eine Taufschale aus der St. Anna-Kirche in Stendal. Aus dem Archiv der Kunsthochschule stamm ein kleiner vergoldeter Klappaltar, eine Studienarbeit von Lutz Kaudelka aus dem Jahr 1983. Vom Grassi-Museum in Leipzig ausgeliehen wurde ein Patentglas-Taufbecher. Eines der größten Exponate ist ein Taufsteindeckel aus Bronze. Das 1965 von Heinrich Apel geschaffene Kunstwerk wurde von der Katholischen Pfarrei Staßfurt-Egeln zur Verfügung gestellt. Umrahmt wird die Schau von Fotos verschiedener Kirchen.

Es sei überaus bemerkenswert, dass auch einmal diese Kunst gezeigt werden, freute sich der Bischof des Bistums Magdeburg, Gerhard Feige. Attraktiv und niedrigschwellig könne man auf diese Weise über die Rituale der Kirche erzählen. “Die Idee ist gewagt”, erklärte Sachsen-Anhalts Landtagspräsident Detlef Gürth. “Sie umzusetzen bedarf Mut.”

Jede Form christlicher Kunst – und damit auch die Gestaltung von Altären, Ambonen, und sakralem Gerät – ist Teil der allgemeinen Kunstentwicklung und spiegelt, ebenso wie andere Bereiche der Angewandten Kunst, den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel wider. Der Kunstverein strebt mit seinem Ausstellungskonzept einen konfessionsübergreifenden Dialog zwischen sakralen Objekten, ihren Präsentationsformen und den Besuchern an. Im Zentrum des Ausstellungsprojekts steht die ästhetische Qualität der gezeigten Objekte.

Bis in die unmittelbare Gegenwart hinein ist insbesondere die angewandte Kunst in der katholischen Kirche auch von außerkünstlerischen Prämissen, theologischen Vorgaben (z. B. konziliaren Beschlüssen) und tradierten kirchenrechtlichen Bestimmungen abhängig. Auch die Künstler, die für reformierte Kirchen tätig sind, müssen solche kirchenrechtlichen Vorgaben berücksichtigen. Anders stellt sich die Situation in den evangelisch-lutherischen Kirchen dar. Hier existieren seit der Reformation keine verpflichtenden Vorschriften für die Gestaltung der Vasa sacra.

Die Ausstellung „Dem Glauben dienend“ des Kunstvereins “Talstrasse“ e.V. hat auch eine erklärende Funktion. Neben der Präsentation sorgfältig ausgewählter, künstlerisch bedeutsamer Objekte beleuchtet sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Verhältnis von Kunst, Religion und Liturgie und widmet den komplexen Bedeutungszusammenhängen zwischen Konfession, Liturgie, künstlerischem Zeitgeist und dem Personalstil einzelner Künstler entsprechende Aufmerksamkeit. Zeitlich beginnt die Ausstellung mit ausgewählten Objekten aus der Zeit des Jugendstils und endet mit sakralen Geräten des 21. Jahrhundert.

Ausstellungsdauer: 10. Dezember 2011 bis 26. Februar 2012
Öffnungszeiten: Di – Fr 14 bis 19 Uhr, Sa und So 14 bis 17 Uhr