Der Plot von Shakespeares „Was ihr wollt“ ist ungefähr so kompliziert zu erklären wie die Philosophie Wittgensteins. Darum hier nur die Handlung der ersten viertel Stunde: Viola (Marie Bretschneider) überlebt ein Schiffsunglück und befindet sich plötzlich in Illyrien. Sie verkleidet sich als Mann, um beim Herzog Orsino (Matthias Zeeb) als Bediensteter anfangen zu können. Orsino ist verliebt in die Gräfin Olivia (Marlene Meyer-Dunker), die sich in Trauer um ihren Vater und ihren Bruder befindet und überhaupt kein Interesse ans Orsino hat. Der Herzog bittet nun Viola alias Cesario zur Gräfin zu gehen und diese von der tiefen Liebe Orsinos zu überzeugen. Dabei verliebt sich nun die Gräfin in Cesario alias Viola. Viola alias Cesario hat sich allerdings heimlich in den Herzog Orsino verliebt. Schwierige Lage, die im Laufe der Komödie noch verworrener wird.
Trotz jeder Menge Liebesgeschichten, Geschlechterverwirrungen und Nebenhandlungen ist es für das Publikum allerdings keine Sekunde langweilig oder schwierig der Handlung zu folgen. Dies liegt in erster Linie an den durchweg stark gespielten und herausgearbeiteten Persönlichkeiten auf der Bühne. Da ist das Weichei Sir Andrew Leichenwang, der seine Männlichkeit unter seinen lila Strumpfhosen versteckt hat. Da ist Gräfin Olivias Kammermädchen Maria, die bei jedem Wort eines Vorgesetzten vor Angst bibbert, gleichzeitig aber Intrigen gegen diese spinnt. Keine Person ist zu viel oder stagniert in ihrer Entwicklung
Die Regisseurin Tanja Richter bringt mit der Übersetzung von Thomas Brasch ein wirklich witziges Stück Theatergeschichte auf die Bühne. Sie verlegt die Handlung von „Was ihr wollt“ auf eine paradiesische Insel. Die abgeschlossene Welt verdeutlicht in was für einem fremden Kosmos diese Gesellschaft lebt. Hier hat man Zeit und Raum sich mit seinen Gefühlen und mit sich selbst auseinanderzusetzen. So finden alle auftretenden Charaktere im Laufe des Stückes näher zu sich (und natürlich zu ihren Liebespartnern).
Alle, die gerne lachen und klug unterhalten werden, sollten also unbedingt diese Inszenierung sehen. „Was ihr wollt“ wird am kommenden Freitag, den 16. April zum nächsten Mal in der Werft im Neuen Theater aufgeführt.
