European Fashion Award FASH 2015 an sechs Nachwuchsdesigner verliehen

von 6. Juli 2015

Vorboten einer neuen Zeit
Die sechs Preisträger ließen sich zum Thema „Freiheit“ des European Fashion Award FASH2015 von Archiven, ihren Träumen oder ihrem Fernweh inspirieren. Sie lösten sich in ihrenKollektionen vom klassischen, eurozentrisch geprägten Männerbild und loteten diePotentiale der Mode neu aus. Die Siegerkollektionen geben dem standardisierten MarktImpulse, treffen Sehnsüchte und sind Vorboten einer neuen Zeit.

Preise im Wert von 80.000 Euro
Der anspruchsvolle und weltweit ausgeschriebene Wettbewerb richtet sich anDesignstudierende aller Gestaltungsdisziplinen ab dem vierten Semester. In einer zweitenKategorie konnten Abschlussarbeiten aus dem Jahr 2014 eingereicht werden. DerGesamtwert der Auszeichnungen beträgt 80.000 Euro. Neben Preisgeldern in Höhe von10.000 Euro werden die Studierenden bei der Präsentation ihrer Arbeiten und ihremWerdegang unterstützt.

Die Arbeiten von 141 Teilnehmern aus 26 Ländern wurden nach festgelegten Kriterien undanonym von einer hochkarätigen Jury ausgewählt. Neben den Kleidern wurde auch dieRecherche, das Konzept, der Designprozess, die Fertigung bis hin zur Präsentation beurteilt.

Bei den ausgezeichneten Arbeiten handelt es sich um Konzepte, welche die Potentiale derMode ausloten. Sie sind mit Concept-Cars zu vergleichen, nicht mit Kleidung für den Alltag.

Die Studierenden stehen im Mittelpunkt
Der European Fashion Award FASH versteht sich nicht als Marketinginstrument. ImMittelpunkt stehen die Unterstützung der Studierenden und die Präsentation ihrer Arbeiten.Die Auszeichnung ist geprägt von Fairness, einer strikten fachlichen Ausrichtung sowieeiner internationalen Jury. Der aufwendige Auswahlprozess und nicht zuletzt der Werdegangseiner bisherigen Preisträger macht den European Fashion Award FASH zu einem der
international bedeutendsten Förderpreise für Modestudenten.

Aufforderung zum nachhaltigen Engagement
Der European Fashion Award FASH wurde zum 10. Mal verliehen. In seiner Rede betonteder Vorstandsvorsitzende der SDBI, Tobias Gröber, dass die Modebranche, anders alsandere Industrien, nicht besonders behutsam mit ihrem Nachwuchs umgeht und es keineUnterstützung der Bundesregierung gibt. Gröber appellierte daher an die relevantenpolitischen Institutionen ein nachhaltiges Engagement zu beginnen, nach dem Vorbild vonLändern wie Italien, Frankreich, England, die Türkei oder die USA, welche alle hoheMillionenbeträge in die Modebranche investieren. Die Industrie lud Gröber zur erstenTalentbörse im Oktober nach München ein, wo sie rund 150 eingereichte Arbeiten sichtenkönnen.

Prominente Gäste
Die Gäste feierten im vom Architekten David Chipperfield eindrucksvoll wiederhergestelltenGriechischen Hof des Neuen Museum. Im angrenzenden Vestibül wurden Prädikatsweinezu Früchtebrot mit Camembert gereicht. Die Ausstellung der Siegerarbeiten wurdeermöglicht durch Figuren des Herstellers Formes aus Oberfranken.Neben Familie und Freunden kamen Meinungsbilder aus Handel, Hochschulen und Politiksowie Verantwortliche und Designer führender Unternehmen wie Closed, Comma, Freitag,G-Star, Liebeskind, Odeeh, Not Just A Label, Peek [&] Cloppenburg, Vitra oder Wunderkind.Unter den Gästen waren Torsten Hochstetter (Global Creative Director Puma), BenjaminHöhner (Head of Menswear Zalando/zLabels), die Designer Tim Labenda (FASH 2013),Frank Leder und Michael Sontag oder der Galerist Gerd Harry Lybke mit der Malerin JanaFranke. So konnten die Preisträger erste Kontakte auf dem Weg in die Welt der Modeknüpfen.

Die Preisträger
In der Kategorie Studierende belegte Julia Kleeblatt von der Burg GiebichensteinKunsthochschule Halle den ersten Platz mit ihrer Kollektion „Kittel 2.0“. Den zweiten Platzerhielt Lilly Bosse von der Hochschule für Künste Bremen für ihre poetische Arbeit „Wiefühlt sich die Spinne auf dem Herrenklo?“. Kai Gerhardt von der Universität der KünsteBerlin wurde mit dem 3. Preis ausgezeichnet für seine Kollektion „The Black Rectangle“.In der Kategorie Abschlussarbeiten belegt Ulf Michael Brauner von der Universität derKünste Berlin mit der Kollektion „Auf und davon nach“ den ersten, Tomasz Szadel von derKunsthochschule Berlin Weißensee mit der experimentellen Arbeit „PXL.“ den zweiten undLukas Fischer von der Fachhochschule Bielefeld mit der Linie „Eine Sequenz“ den drittenRang.

Die Jury
Margareta van den Bosch verantwortet bei H[&]M als Creative Adviser die Kooperationenmit Designern von Karl Lagerfeld über Madonna bis Versace. Von 1987 bis 2008 war sie alsChefdesignerin maßgeblich mitverantwortlich für den Aufstieg des Modekonzerns.Torsten Hochstetter ist nach Stationen bei S.Oliver, Adidas und O’Neill seit 2013 GlobalCreative Director von Puma.

Dr. Adelheid Rasche. Die Kunst- und Modehistorikerin leitet seit 1990 die SammlungModebild, der Staatlichen Museen Berlin. Es ist die weltgrößte Fachbibliothek und grafischeSammlung zur Kulturgeschichte von Kleidung und Mode. Sie hat zahlreiche Ausstellungenkuratiert und Publikationen veröffentlicht.

Joachim Schirrmacher ist Creative Consultant in Berlin. In seiner Arbeit verbindet erWirtschaft und Design, Forschung und Praxis, Visuelles und Verbales. Pro Bonoverantwortet er seit 2004 den European Fashion Award FASH.
Michael Sontag. Der Meisterschüler gilt als einer der namhaftesten deutschenModeschöpfer. Seit 2009 präsentiert er seine Kollektionen auf der Fashion Week Berlin.Franco P. Tettamanti lebt er als etablierter Haute Couture-Fotograf in Paris. Bekannt ist erneben seiner Arbeit für Kunden wie Dior, Louis Vuitton, Akris, Vivienne Westwood,
Universal Music oder Madame Figaro für seinen Blick hinter die Kulissen der Branche.

European Fashion Award FASH 2016
Der European Fashion Award FASH 2016 sucht unter dem Thema „Change“ Visionen füreine neue Zeit. Nicht nur Kriege, Kämpfe und Katastrophen lassen die Welt in einem neuemLicht erscheinen. Auch die Globalisierung und digitale Vernetzung verändern grundlegenddie Welt, völlig neue Arten des Wirtschaftens entstehen. Wie kann die Mode auf diesenWandel reagieren? Was sind die Visionen? Wer reitet die Welle des Wandels und bestreitet
die Zukunft? Anmeldeschluss ist der 31. August, Einsendeschluss der 25. September 2015.

Facts [&] Figures
Die Plattform für Nachwuchsdesigner
Der European Fashion Award FASH zählt zu den international bedeutendsten Förderpreisenfür Modestudierende und ist seit 2005 eine Plattform für Nachwuchsdesigner. Er wirdjährlich ausgelobt von der gemeinnützigen Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie,kurz SDBI. Durch ihren European Fashion Award FASH, ihre Kommunikation,Publikationen und ihr umfangreiches Branchen-Netzwerk übernimmt die SDBI einewegweisende Rolle für Studierende, Design und Industrie. Die SDBI wurde 1978 von KlausSteilmann, damals Europas größter Hersteller von Damenmode, gegründet.

SDBI und Partner
Die Arbeit der SDBI wird getragen von der Messe München und den Unternehmen desFreundeskreises: Allude, Bueronardin, Closed sowie Freitag. Weitere Partner des EuropeanFashion Award FASH 2015: Dittmann [&] Friends (Catering), Formes (Schaufensterfiguren)Graf’s Kontor, Kultur- [&] Hotelprojekte, Michael Sontag (Styling) Silk Relations (PublicRelations), Staatliche Museen zu Berlin und VDP. Die Prädikatsweingüter.

1. Preis
European Fashion Award – FASH 2015
Kategorie Studierende


Ein Kittel klingt nach Arbeit, Zwang und Strenge. Doch der Blick in das Archiv der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle zeigt, dass er in den 1920 und 30er Jahren bei den Künstlern und Gestaltern auf dem Campus Usus war. Anlässlich des 100. Geburtstags der „Burg“ hat Julia Kleeblatt den Kittel zu modernen Jacken und Mänteln transformiert. Sie experimentierte in ihrer Männerkollektion mit Garnen und Farben, spielte mit Längen, Flächen und Proportionen. Die strenge, gerade Form des Kittels mit Reverskragen, Knopfleiste, Gürtel und den großen Taschen wird mal gebrochen durch zarten Strick, der wie Papier wirkt, mal wird der Stoff bedruckt und beschichtet. Farben und Drucke sind inspiriert von Arbeiten ehemaliger Lehrer, wie den Marionetten des Bildhauers Gustav Weidanz oder Silbergelatineabzügen des Vorreiters der Neuen Sachlichkeit in der Fotografie, Hans Finsler.


Jurybegründung

Julia Kleeblatts Transformation des Kittels trifft den Zeitgeist. Die feinsinnige Kollektion ist farbenfroh aber nicht bunt, vielfältig aber nicht überfrachtet, erfrischend aber nicht laut. Diese Energie überträgt sich auf den Betrachter. Julia Kleeblatt suchte nicht die große Geste, sondern schuf unkonventionelle Kleidung, die dennoch vertraut und selbstverständlich wirkt und so lange ihre Gültigkeit behält. Zugleich entspricht sie mit den platzierten Grafiken, gedruckten Taschen, der Transparenz und dem Einsatz von Metallic aktuellen Trends. Auch ihre Zeichnungen und Collagen, das Farbkonzept und die Kollektionsübersicht weisen eine hohe Eigenständigkeit und künstlerische Qualität auf. Sie vermitteln die notwendigen fachlichen Informationen, ebenso wie Emotionen. Diesen schmalen Grat zwischen Neuem und Vertrauten, Kreativität und Kommerz treffen nur wenige. Julia Kleeblatt erreicht damit in bester Weise, was Design leisten soll. Ideale Voraussetzung für eine Karriere in der Modeindustrie. – Mitglied der Jury Torsten Hochstetter, Global Creative Director, Puma


Ausbildung

6. Semester, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Bianca Kozcan, Prof. Thomas Greis, Prof. Joachim Schielicke


Preis

Fotoaufnahmen durch Franco P. Tettamanti, Katalog, Ausstellung, Medienarbeit, Mentorenprogramm, Mentor: Joel Horwitz
2.500 Euro Preisgeld
Sechsmonatiges dotiertes Praktikum in der Konzernzentrale von Puma