Stadtarchiv wertet Nachlass von DDR-Funktionär aus

von 17. September 2010

Groß war die Freude dieser Tage bei der halleschen Stadtverwaltung. Denn das Stadtarchiv erhält den Vorlass von Gerald Götting, einer der Politgrößen der DDR. Langjähriger CDU-Vorsitzender, stellvertretender Vorsitzender des Staatsrates, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Nationale Verteidigung und Vizepräsident der Volkskammer.

Jetzt werden die umfangreichen Unterlagen mit Fotos, Urkunden und Schriftstücken ausgewertet. Das wird nach Angaben von Stadtarchiv Ralf Jacob rund anderthalb bis zwei Jahre dauern. Anschließend soll der Nachlass für die Forschung bereitstellen. “Wir wollen bei der Mentalität des Wegschließens nicht mitmachen”, so der Stadtarchivar. Allerdings denkt die Stadt nicht an eine eigene wissenschaftliche Aufarbeitung, will das lieber beispielsweise Experten der Universität überlassen. “Wir wollen archivieren, nicht interpretieren”, sagt Bildungsdezernent Tobias Kogge. Es sei eine besondere Ehre.

Doch was ist nun in den insgesamt 12 Regalmetern, die das Stadtarchiv bekommen hat? Zum Beispiel alte Zeitungen, so das CDU-Organ “Der neue Weg” mit einer umfangreichen Bekanntgabe zum Tode Walter Ulrichts. Außerdem zahlreiche Dokumentationen in schriftlicher Form über das damalige politische Situation. So schreibt Götting über die Entmachtung Ulbrichts, “Schon lange lag ein Wechsel in der Spitze der SED in der Luft. In persönlichen Gesprächen mit führenden Genossen wurde Ulbrich und seine Politik ungewohnt oft kritisiert. Honecker und seine Mannen drängten zur Macht.” Ehrenmedaillen, seine Schulmütze aus den Franckeschen Stiftungen, Material über seinen Großvater Baron Siegmar von Schultze-Galléra, aber auch Videos und Filmrollen gehören dazu.

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